
Zum Traum vom eigenen Haus gehört für viele ein Garten und Freisitze wie Terrassen und Balkone dazu. Das Wohnen in Verbindung mit der Natur übt eine große Anziehungskraft aus. Der technische und konstruktive Standard ermöglicht heute eine Architektur, die sich großzügig nach außen öffnet. Verglaste Wohnräume, überdachte Terrassen, ganzjährig nutzbare Wintergärten und vieles mehr vereinen die Geborgenheit des Innenraums mit dem Naturerlebnis Garten. Doch oftmals wird bei starker Sonnenstrahlung aus dem Wintergarten ein tropisches Saunaerlebnis, die Terrasse ist kaum nutzbar, weil es ungemütlich zieht oder große Glasflächen werden mühsam wieder verhüllt, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Wie man solche Wohnräume zwischen drinnen und draußen sinnvoll plant, zeigt das Buch “Neues Wohnen zwischen drinnen und draußen”.
35 interessante Beispiele aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden stellen Neu- sowie Umbauten vor. Unterschiedliche Voraussetzungen, Stile und Größen zeigen jedes Haus in seinem einzigartigen Charakter. Allen gemein, ist das sinnliche Erleben des eigenen Gartens bei Sonnenschein und Regen. Der Autor Johannes Kottjé ist Architekt, Bausachverständiger sowie Berater. Er hat in dem Buch schöne Hausbeispiele verschiedener Architekten zusammengetragen und beschrieben. Wie er in der Einführung verdeutlicht, reicht ein möglichst “großes Loch in der Wand” oder “ein vor das Haus geklebter Glaskasten” noch lange nicht aus, um ein angenehmes Wohnambiente zu schaffen. Es geht um die Qualität und Funktionalität solcher Räume. Des Pudels Kern liegt im Übergang von drinnen nach draußen. Die vorgestellten Hausbeispiele zeigen in der Praxis wie Innen- und Außenraum gekonnt miteinander verflochten werden.

Zwischen Haus und Hang ist hier ein Freibereich entstanden, der an ein klassisches Atrium erinnert. Foto: Johannes Kottjé
Wie immer ist es besonders wichtig, dass man sich im Vorfeld darüber im Klaren wird, was man eigentlich erreichen und erzielen möchte. Wer also ein Haus baut oder umbaut und es großzügig zum Garten hin öffnen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten dies zu tun. Sollen einfach nur Blickbeziehungen bestehen oder soll sich die Glasfassade zum Garten hin komplett öffnen lassen? Um diese Entscheidungen treffen zu können, ist es hilfreich, viele unterschiedliche Projekte anzuschauen. Je mehr man Projekt man gesehen hat, umso besser kann man die eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten konkretisieren. Dabei hilft dieses Buch meines Erachtens sehr gut. Man merkt die sachkundige Auswahl der Beispiele, die umsetzbare Lösungsansätze zeigen.
Wohnen zwischen drinnen und draußen – tolle Beispielhäuser! Klick um zu TweetenEs werden zum Beispiel sehr unterschiedliche Möglichkeiten präsentiert, wie Wohnraum, Terrasse und Garten zu einer harmonischen Einheit werden. Egal ob Holz, Beton, Klinker oder Putz die Fassade prägt, Glasflächen lockern jeden Bau auf und schaffen Blickbeziehungen nach draußen. Dies sollte allerdings in einem geschützten Bereich passieren, damit die Privatsphäre erhalten bleibt. Allzu oft sieht man in Neubaugebieten großzügig verglaste Häuser, die direkt auf dem Präsentierteller stehen. Die Folge: Entweder verhindern dauerhaft heruntergelassene Außenjalousien unliebsame Einblicke oder die Fensterfronten sind mit vielen Metern Vorhangstoff verhangen. In diesen Fällen hat sich der Traum vom Leben mit dem Garten und der umliegenden Natur nicht erfüllt.

Warme Brauntöne und ein frischen Grün verbinden innen und außen. Foto: Johannes Kottjé
Bessere Lösungen können beispielsweise durch eine hofartige Gartensituation geschaffen werden. Bei einigen Häusern des Buches ist der Garten ganz oder teilweise hofartig umschlossen und somit geschützt. Dabei spielt die Anordnung des Baukörpers und der Garage eine wichtige Rolle. Durch geschickte Planung entstehen blickgeschützte Außenbereiche. Auch in Wintergärten kann man häufig beobachten, dass sich die Bewohner in den Glaskästen anscheinend nicht wohl fühlen und diesen mühsam wieder verhüllen. Bauen mit Glas ist toll, aber der Mensch ist doch überwiegend so gelagert, dass er sich in allzu offenen Wohnräumen nicht wohlfühlt. Eine schützende Wandfläche kann hier Geborgenheit und Wohlbefinden bringen. Wie dann auch noch die Terrasse so eingebunden wird, dass alles zum einen als Einheit wirkt und zum anderen gut zu nutzen ist, zeigen weitere Beispielprojekte in dem Buch.
Blickgeschützte Außenbereiche durch hofartige Gartensituation. Klick um zu TweetenDabei ist weniger oft mehr: Wenige Materialien, die sich in allen Bereichen wiederfinden erzeugen eine ruhige verbindende Wirkung. Ein einheitlicher Einrichtungsstil und ein konsequent verwendetes Farbkonzept unterstützen dies. Von den gezeigten Hausbeispielen im Buch kann man viel lernen und sich abschauen. Entscheidend für einen gelungenen Übergang zwischen innen und außen sind die Details. Darauf weist der Autor bereits zu Anfang hin: “Für die Verbindung eines Wohnraums zum Garten ist weniger die Größe einer Glasfassade wichtig als vielmehr deren Ausdetailierung, etwa durch schlanke Profile, schwellenlose Austritte und Übereckführung.”

Hier wird der Wohnraum zur überdachten Terrasse oder die Terrasse zum Teil des Wohnraums. Foto: Johannes Kottjé
Um den Wohnraum nach außen zu öffnen können auch Lichtbänder, Überkopfverglasungen, Firstverglasungen und Ähnliches eingesetzt werden. Sie bringen viel Tageslicht ins Innere und sehen spektakulär aus. So zum Beispiel das über Kopf verglaste Bad, der lichtdurchflutete Gang, der Wohnraum, der über Oberlichter im First zusätzliche Helligkeit erhält. Neugierig geworden? Mehr tolle Beispiele gibt es im Buch und in meinem Blog-Artikel über Gestaltungsmöglichkeiten mit Glas. Im Buch finden sich übrigens auch zwei Häuser der fabi architekten, ein weiteres habe ich bereits auf meinem Blog beschrieben. Schaut gleich hier rein, auch dieses Hausbeispiel hat eine große Glasfassade zum Garten. Der Wald auf der gegenüberliegenden Seite wird mit einem Fensterband in den Wohnraum integriert, ohne dass das Innere von der dazwischenliegenden Straße aus einsehbar ist. Spektakulär sind auch die Ausblicke in einer weiteren Reportage auf meinem Blog. Das Gebäude holt mit großen Glas-Schiebetüren die umgebende norditalienische Landschaft ganzjährig ins Haus. Hier gibt es mehr darüber.
Auch Lichtbänder, Oberlichter oder Firstverglasungen bringen Tageslicht ins Innere. Klick um zu TweetenAllen, die bauen oder umbauen oder sich mit gelungener Architektur beschäftigen wollen, kann ich das Buch “Neues Wohnen zwischen drinnen und draußen” wärmstens empfehlen. Ich finde es gut, dass keine komplett abgehobenen Nobelvillen gezeigt werden, sondern Häuser, die hier bei uns auch gebaut werden können. Die Beschreibungstexte sind verständlich, kurz und informativ. Die vielen wirklich wunderschönen Bilder zeigen wichtige Details, traumhafte Gesamtansichten und stimmungsvolle Lichtspiele. Das Ganze ist für 39,99 Euro zu haben. Sicherlich ein Buch, in das man immer wieder gerne hineinschaut und sich Anregungen holt. Wer möchte, kann gleich hier reinblättern oder es sofort bestellen.*
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Spannend, dass ihr erwähnt, dass viele gut gemeinte Pläne, dann doch nicht so gut sind, da z. B. die Nachbarn zu nah dran sind oder Umwelteinflüsse das Draußen sein beeinträchtigen. Wir haben auch eine große Fensterfront und davor eine Terrasse mit verschiedenen Bereichen. Wir haben z. B. eine Hebeschiebetür montieren lassen, der ebene Boden gibt einem das Gefühl, dass das Drinnen und das Draußen verschwimmt.