Ähnlich wie Light-Produkte bei Lebensmitteln nicht zu Gewichtsreduktion führen, sorgt energieeffiziente Technik oftmals nicht für die erwartete Energieeinsparung. Rebound-Effekt nennt man dieses Phänomen, dass bereits seit dem 19. Jahrhundert und der englischen Industrialisierung bekannt ist. In der Diskussion über die Wirksamkeit von Energiesparmaßnahmen und Effizienzsteigerung bei Produkten sowie Dienstleistungen ist der Begriff Rebound-Effekt immer häufiger in der Argumentation zu finden. Was ist denn nun der Rebound-Effekt? Gibt es ihn tatsächlich und wirkt er sich wirklich nachteilig auf Energieeinsparmaßnahmen aus? In meinem Artikel gehe ich diesen Fragen auf den Grund.
Light-Produkte wie fettreduzierte Wurst, mit Zuckerersatz gesüßte Limonaden oder fettarme Milch führen oftmals dazu, dass mehr davon konsumiert wird. Sprich: wenn die Wurst mit weniger Fett ist, dann kann ich mir das Brot auch extra dick damit belegen. Doch wer mit Light-Produkten mehr als vorher isst, nimmt nicht ab. So ähnlich funktioniert auch der Rebound-Effekt, wenngleich er komplexer ist. Der grundlegende Ansatz ist aber der gleiche. Aufgrund effizienterer Verfahren können Produkte oder Dienstleistungen ressourcenschonender bereitgestellt werden. Dies wirkt sich auf das Verhalten der Nutzer aus.
Rebound-Effekt: Ähnliches Nutzerverhalten wie bei Light-Produkten Klick um zu TweetenZum einen werden Produkte aufgrund von Effizienzsteigerungen immer günstiger angeboten. Das führt dazu, dass sich der Konsument unter Umständen nicht über die Kostenersparnis freut, sondern diese in ein höherwertigeres Modell investiert. Es wird also nichts eingespart. Im Gegenteil: das neue Modell verbraucht vielleicht vielmehr Energie als das alte oder die Herstellung benötigt viel mehr Ressourcen. Am Ende kann es sogar sein, dass mehr Energie verbraucht wird, als mit dem alten Produkt. Oder die Preisersparnis wird in ein anderes Produkt investiert, dass man sich so vielleicht nie gekauft hätte. Auch dann verbucht man keinen Gewinn auf dem Konto. Um im Bausektor zu bleiben: Wenn in energiesparende Heizsysteme investiert wird und dafür dann mehr geheizt wird, heben sich die Einsparungen auf. Eine Waschmaschine mit A+++, mit der dann wesentlich häufiger gewaschen wird, spart keine Energie ein. Diese Beispielserie liese sich beliebig verlängert.
Fakt ist, da sind sich die Fachleute einig, den Rebound-Effekt gibt es. Über die Auswirkungen auf Energieeffizienzprogramme streiten sich die Experten allerdings. Untersuchungen in Passivhäusern haben gezeigt, dass man oft die errechneten oder zu erwartenden Einsparungen nicht erreicht. Das liegt laut Studien zu einem großen Teil am Nutzerverhalten. Denn die Bewohner, die schon vorher auf ihren Energieverbrauch geachtet haben, tun dies auch nach der energieeffizienten Sanierung. Und andere werden es wohl nie lernen oder bereit sein, ihr Verhalten entsprechend anzupassen. Das Wissen in einem energieeffizienten Gebäude mit entsprechender Technik zu wohnen, scheint teilweise sogar ins Gegenteil umzuschlagen – einer Steigerung des Energiekonsums. Energie sparen bleibt nun mal eine aktive Einstellung von Seiten der Verbraucher und eine Lebenseinstellung hinsichtlich unserer Umwelt. Wenn ich möglichst wenig Strom, Wasser und Heizenergie verbrauchen möchte, dann passe ich mein Verhalten daran an. Ich lasse nicht das Wasser minutenlang beim Zähneputzen laufen, habe nicht Festbeleuchtung im ganzen Haus und sitze nicht im Winter im T-Shirt bei 25 Grad im Wohnzimmer. Energieeffiziente Technik hilft dabei, zusätzliche Einsparungen zu erzielen und wertvolle Ressourcen zu schonen. Beide Faktoren führen dazu, dass wir nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen und die Umwelt schützen. Sie sollten sich nie gegenseitig aufheben oder gegeneinander aufgerechnet werden. Damit wäre das Ziel gründlich verfehlt.
Rebound-Effekt kann zu Backfire führen, einer Steigerung des Energieverbrauchs. Klick um zu TweetenNeben dem direkten Rebound-Effekt, bei dem ein Produkt oder eine Dienstleistung nach der Energieeffizienzsteigerung mehr genutzt wird, gibt es noch den sogenannten indirekten Rebound-Effekt. Dieser beschreibt die Situation, wenn an einer Stelle zwar Energie eingespart wird, diese aber an anderer Stelle vermehrt verbraucht wird. Zum Beispiel bauen Hausbesitzer eine energiesparende Heizungsanlage ein, fliegen dafür aber häufiger in Urlaub, benutzen das Auto wesentlich mehr oder schaffen sich viel mehr elektrische Geräte an. Auch hier wird weder Energie, noch Geld eingespart und das ursprünglich angestrebt Ergebnis nicht erreicht.
Genau das geschieht aber in der Praxis. Der Rebound-Effekt macht die Energieeffizienz zunichte. In welchem Maße das geschieht, ist schwer zu messen oder einzuschätzen. Energieeffizienz ist aber das große Thema der Energiewende. Ohne Energieeffizienz erreicht die Bundesregierung ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht. Wie groß ist dieser Rebound-Effekt denn einzuschätzen? Das Umweltbundesamt berichtet von 10 bis 30 Prozent direkter Rebound-Effekt bei Raumwärmenutzung. Dies scheint auch der wissenschaftliche Konsens zu sein. Das heißt, die tatsächlichen Energieeinsparungen bleiben aufgrund von Mehrnutzung bis zu 30 Prozent hinter den technisch möglichen zurück. Bei der Beleuchtung wird von bis zu 20 Prozent ausgegangen. Werden auch die indirekten Rebound-Effekte einbezogen, kann ein noch größerer Anteil der Energieeinsparung aufgebraucht werden. Ja, es kann sogar zu einem sogenannten Backfire kommen, bei dem mehr Energie verbraucht wird wie eingespart wurde.
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