Holz ist ein wichtiger Rohstoff und in der EU nach Rohöl mengenmäßig das zweit wichtigste Importgut. Jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, landet in der Papierherstellung. Wer Recyclingpapier verwendet, betreibt also aktiven Umweltschutz. Bereits 2010 hat das Bundesumweltamt bei uns einen jährlichen Pro-Kopf-Papierverbrauch von 248 Kilo gemeldet. Ich zeige Euch in meinem Nachhaltigkeits-Tipp, wie jeder diese Menge reduzieren kann und welche Vorteile Recyclingpapier hat.
Recyclingpapier war früher gräulich, die Tinte verschwamm unschön und die Papierqualität ließ zu wünschen übrig. Ich kann mich daran erinnern, das ich als Teenager Briefpapier aus Recyclingpapier hatte, weil ich mich schon damals mit Umweltschutzthemen beschäftigt habe und ein Statement setzen wollte. Der Alternativ-Look hatte Charme und für Briefpapier war das völlig in Ordnung. Ansonsten ließ sich damals mit Recyclingpapier allerdings wenig anfangen. Schulhefte, Druckerpapier, Toilettenpapier und Haushaltsrollen waren entweder gar nicht aus Recyclingpapier zu haben oder qualitativ einfach nicht gleichwertig wie Papier aus Frischfasern. Heute gibt es sehr hochwertiges Recyclingpapier für die verschiedensten Anforderungen. Dieses Angebot sollte man nutzen so gut es geht.
Was ist an der Papierherstellung so umweltschädlich?
Für die Herstellung von Papier wird sehr viel Holz, Wasser und Energie benötigt. Holz besteht etwa zur Hälfte aus Zellulosefasern, dem wichtigsten Rohstoff für die Papierherstellung. Dieser Bedarf kann nicht mit inländischem Holz gedeckt werden, etwa 80 Prozent des Zellstoffs werden deshalb importiert. Dafür werden Urwälder beispielsweise in Brasilien und skandinavische sowie kanadische Wälder rücksichtslos gerodet. Doch diese Waldflächen sind für unser Weltklima extrem wichtig und ihre Rodung hat Folgen für uns alle. Auch der Herstellungsprozess, um die Zellulosefasern zu gewinnen, ist aufwändig. Dazu werden Hackschnitzel über viele Stunden mit Lösungsmitteln wie Natronlauge und Natriumsulfid bei bis zu 190 Grad gekocht. Das Papier muss am Ende gebleicht werden, da immer etwas Lignin im Faserstoff zurückbleibt, welches das Papier braun verfärbt. Chlorbleiche ist seit den 80ern in den meisten europäischen Ländern verboten. Zum Einsatz kommen Verfahren mit dem weniger Umwelt belasteten Chlordioxid und chlorfrei mit Sauerstoff, Wasserstoffperoxid oder Ozon.
Was ist Recyclingpapier?
Für Recyclingpapier wird kein einziger Baum gefällt, denn es besteht zu 100 Prozent aus Altpapier. Es wird aus Fasern des Altpapiers hergestellt, die bis zu sechsmal wieder verwendet werden können. Zum Recycling wird das Altpapier mit Wasser aufgelöst und, um weißes Recyclingpapier zu bekommen, entfärbt. Entgegen vielleicht mancher Erwartung wird Recyclingpapier aber weniger gebleicht als Frischfaserpapier. Bei dem Prozess des Deinking werden zwar die Druckfarben mit Hilfe von Chemikalien wie Natronlauge, Wasserstoffperoxid, Wasserglas und Fettsäuren aus dem Altpapier entfernt. Laut Bundesumweltamt werden aber wesentlich weniger Chemikalien und harmlosere gebraucht als bei der Zellstoffgewinnung.
Die Verwendung von Recyclingpapier ist aktiver Wald- und Klimaschutz. Klick um zu TweetenMit der Verwendung von Recyclingpapier schont man also nicht nur den Baumbestand, sondern auch die Umwelt durch einen sorgsameren Herstellungsprozess: Gegenüber Frischfaserpapier spart Recyclingpapier 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser und verursacht deutlich weniger CO2, darüber hinaus werden die Abfallberge und Emissionen reduziert. Die Ökobilanz von Recyclingpapier ist also um Klassen besser als die von Frischfaserpapier!
Gibt es Gütesiegel zur Orientierung?
Der Blaue Engel ist das älteste Umweltzeichen der Welt. Er garantiert höchstmöglichen Altpapiereinsatz, maximalen Wald- und Ressourcenschutz sowie strengste Auflagen beim Einsatz von Chemikalien. Es gibt fünf unterschiedliche Blaue Engel für die Produktgruppen Recyclingpapier, Pressepapier, Recyclingkarton, Hygienepapiere und Tapeten. Das FSC Recycling-Siegel bei Papieren ist weniger verbreitet und erfüllt nicht die gleichen strengen Anforderungen wie der Blaue Engel. Meist wird ein FSC-Mix-Papier angeboten, das lediglich besagt, das 70 Prozent der Fasern aus FSC-Holz und/oder Altpapier stammen. Wie das Bundesumweltamt schreibt, stecken dahinter meist Frischfaserpapiere ohne Altpapieranteil. Das PEFC-Zeichen sieht man auch ab und zu auf Produktverpackungen. Die großen Umweltverbände erkennen dieses Zeichen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht an. Papiere mit dem PEFC-Logo werden laut Bundesumweltamt in der Regel ohne Altpapier hergestellt und es fehlen wie beim FSC-Zeichen Vorgaben zum Energie- und Wasserverbrauch sowie zum Chemikalieneinsatz.
Was kann jeder von uns beitragen?
⇒ Unerwünschte Zeitschriften und Broschüren abbestellen.
⇒ Nur Zeitschriften kaufen, die man auch tatsächlich liest.
⇒ Zeitschriften an andere weitergeben oder über Lesezirkel bestellen.
⇒ Bücher in Bibliothek ausleihen oder gebraucht kaufen.
⇒ Sich telefonisch oder per Mail aus Verteilerlisten streichen lassen.
⇒ Adressierte Prospekte mit dem Vermerk “Annahme verweigert” zurückschicken oder sich in die Robinson-Liste eintragen lassen.
⇒ Schild “Bitte keine Werbung” an den Briefkasten.
⇒ Nur das ausdrucken, was man wirklich braucht.
⇒ Beim Drucken beide Papierseiten verwenden bzw. verkleinern und zwei Seiten auf eine drucken, wenn es die Lesbarkeit zulässt.
⇒ Digitale Ablage anstatt Papierablage.
⇒ Beschriftetes und bedrucktes Papier sammeln und die freie Rückseite für Notizen oder Probedrucke verwenden. Ich kann z.B. meine Texte nur auf dem Papier zuverlässig Korrektur lesen. Alle Ausdrucke sammle ich aber und nutze sie für Notizen bei der Recherche zu neuen Themen.
⇒ Dokumente einscannen und per Mail schicken.
⇒ Produkte im Einzelhandel und nicht über Versandhandel bestellen.
⇒ Wenn Versandhandel, dann eine große Sammelbestellung.
⇒ Möglichst viele Produkte ohne Verpackung kaufen.
⇒ Im Büro und privat Recyclingpapier verwenden.
⇒ Visitenkarten auf Recyclingpapier und klimaneutral drucken lassen. Ich habe meine beispielsweise bei natureOffice drucken lassen.
⇒ Auf Einweg-Pappbecher und -geschirr verzichten.
⇒ Geschenke kreativ in schöne Zeitschriftenseiten oder alte Kalenderblätter verpacken. Das macht mir besonders Spaß, denn damit kann ich Geschenke sehr individuell gestalten.
⇒ Briefumschläge aus Zeitschriftenseiten oder Kalenderblättern falten.
⇒ Toilettenpapier und Haushaltsrolle aus Recyclingpapier verwenden.
Ich würde mich freuen, wenn ich Euch mit dieser Liste dazu anregen konnte, mehr auf Euren Papierverbrauch zu achten und mehr Recyclingpapier zu verwenden. Habt Ihr noch ein paar Tipps dazu? Dann schreibt mir doch einen Kommentar und komplettiert damit die Liste.
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Weitere Infos hier:
Cornelia Meyer meint
Tolle Nachhaltigkeitstipps, die jede/r ganz einfach anwenden kann -nachhaltiges Denken und Tun ist oftmals einfacher als gedacht. Leider machen sich noch zu wenig Menschen Gedanken zur Ressourcenschonung….
Birgit Schneider meint
Das liegt mir auch besonders am Herzen: Zu zeigen, wie einfach es sein kann. Danke für den lieben Kommentar!