Vom 17. bis zum 19. März fand die internationale Designmesse blickfang in der Stuttgarter Liederhalle statt. Es ist ein besonders Jahr für die Macher der blickfang, denn es wird 25jähriges Jubiläum gefeiert. Was anfangs müde belächelt wurde, ist in der Zwischenzeit eine fantastische Erfolgsgeschichte geworden. Ich bin einen Tag in diese wundervoll kreative Welt eingetaucht, habe mit den Machern gesprochen, zahlreiche interessante Designer mit ihren Werken kennengelernt und mich mühsam gegen einen mich zunehmend ergreifenden Kaufrausch gewehrt. Heute zeige ich Euch den ersten Teil meiner vielen Lieblingstücke.
Wohn-Highlights von der Designmesse blickfang in Stuttgart. Klick um zu Tweeten
Beim Besuch der Designmesse habe ich versucht, mich auf den Bereich Wohnen zu konzentrieren. Keine leichte Aufgabe, denn die Kleider- oder Schmuckabteilung hat mich ebenfalls magisch gezogen. Und da sind wir schon beim größten Problem der blickfang: Man kann nicht genug davon bekommen! Ich liebe es, wenn Dinge eine Geschichte haben, ich den kreativen Kopf dahinter kennenlernen kann und mehr über die Produktion sowie Entwicklung erfahre. Man erwirbt individuelle, hochwertige Stücke, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. Davon habe ich auf der blickfang eine ganze Menge entdeckt. Deshalb habe ich mich entschlossen, Euch die meine schönsten Entdeckungen in zwei Blogposts vorzustellen, sonst wird es einfach zu viel auf einmal und Ihr bekommt ebenfalls die Nebenwirkungen zu spüren: Akute Schnappatmung, glänzende Augen, eine breites Grinsen im Gesicht und ein Haben-Wollen-Overkill. Also hier in verträglicher Dosis meine Highlights.
Karin Wendt fertigt zauberhafte Glasdosen mit alten Porzellandeckeln. Diese sammelt sie und fertigt dann inspiriert von den jeweiligen Porzellandeckeln die passenden Glasdosen dazu. Mich haben die tollen Farben, die filigrane Optik und die Idee, alte Porzellandeckel zu verwenden, begeistert. Jede Dose ist mundgeblasen, von Hand geformt und der Rand mittels einer alten Technik umgefaltet. Alle wunderhübschen Döschen sind ein Unikat. Die Schwierigkeit bei der Fertigung liegt darin, so hat die Glaskünstlerin mir erzählt, dass die Deckel dann auch wirklich genau auf die Glasdose passen. Schon als Kind stand ich mit Staunen in der Glasbläserei und habe bewundert, mit welcher traumwandlerischen Sicherheit wahre Kunstwerke entstehen. Ein tolles Handwerk und ein super Upcycling-Idee!
Bleiben wir bei Glas. Die Idee für diese Glasdosen mit Holzdeckel, der gleichzeitig als Teller fungiert, wurzelt in Tineke Beunders Kindheit, wie sie mir schmunzelt verrät. Ihre Mutter habe immer ein paar Kekse für die Kinder aus der Dose genommen und diese auf den Deckel gelegt. So blieben die restlichen Kekse frisch und die Kinder konnten sich bedienen. Diese Grundidee hat die Designerin in eine stabile und doch filigrane Glasdose umgewandelt, die mit einem tellerförmigen Holzdeckel verschlossen wird. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch praktisch. Als Füllung kommen je nach Vorlieben ebenso Trockenobst, Nüsse oder Süßigkeiten in Frage. Das Tolle daran, die jeweilige Füllung ist durch die in hellen Pastelltöne des Glases zu sehen und fungiert dadurch gleichzeitig als Deko. In der Familie von Tineke Beunders landet auch schon mal der Schlüsselbund oder das Handy in der Holzschale. Bestimmt entwickeln sich in der Praxis noch weitere Verwendungsmöglichkeiten. Ich finde diese Glasdosen äußerst entzückend! Wenn man dann noch sagen kann, dass es praktisch ist, dann spricht eigentlich nichts mehr gegen den Erwerb.
Schon beim Presse-Rundgang vor Eröffnung der Messe hatte ich Tapylon im Auge. Anne Sievers hat damit ein y-förmiges Element geschaffen, dass sich vielfältig zusammenstecken lässt. Die Schöpferin des Tapylon hatte ein Ziel: Ein stabiles, vielseitiges Element, dass sich flexibel zusammenstecken lässt und zu verschiedensten Formen verbinden lässt. Auf meine Frage, ob für die Entwicklung ein Computerprogramm ähnlich wie in der Architektur zum Einsatz kam, schüttelt die Designerin lächelnd den Kopf. Die Form ist in mühevoller Arbeit und zahlreichen Versuchen mit Papiermodellen entstanden. Diese Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit, finde ich bewundernswert. Eine Herausforderung wäre die Steckverbindung gewesen, so Anne Sievers, denn die müsste wie ein Druckknopf funktionieren, der aber beide Seiten in einem vereint. Jetzt ist es geschafft und Tapylon zeigt sich zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit. Mit Tapylon kann man Schmuckstücke kreieren, mir haben aber besonders die abstrakten Gebilde und die Vasen-Deko gefallen. Je länger man darüber nachdenkt, fallen einem immer mehr Möglichkeiten ein. Tapylon gibt es in verschiedenen Farben und bald soll es auch Anleitungen dazu geben. Wer allerdings damit anfängt, wird schnell eigene Kreationen entwickeln.
Ok, ich gebe es zu: Taschen passen nicht unbedingt zum Wohnthema. Aber sie sind ein MUSS für jede Frau und diese haben mich magisch angezogen und echt begeistert. Sie werden aus robusten Lkw-Planen gefertigt. Im Angebot sind verschiedene Korpusse, die mit zahlreichen Taschendeckeln immer wieder neu gestylt werden können. Man wählt also das Taschenmodell in der entsprechenden Farbe und bekommt zwei frei wählbare Taschendeckel dazu. Jederzeit kann man neue Deckel in einem anderen Design dazu kaufen und damit seiner Tasche einen neuen Style verpassen. So kann ich meine Tasche meiner jeweiligen Kleidung anpassen, ohne immer mühsam Taschen umräumen zu müssen. Dazu habe ich im Alltag nämlich so gar keinen Nerv. Aber eine Handtasche, die nicht zum Outfit passt, kommt auch nicht in die Tüte.
Die Lkw-Planen sind super robust, wer es edler haben möchte, bekommt auch Taschen in Leder. Die Materialen für die Deckel reichen von Lkw-Planen, über Stoffe, Felle und Leder. Da ist für jeden was dabei. Individuell und flexibel – eine tolle Kombination!
Zum Messestand der Wohnschmiede Bühler hat mich regelrecht meine Nase geführt. Es roch so herrlich nach Holz, Alpen und Nadelwäldern… und ehe ich mich versah, lag ich auf dem natürlichen Holzbett mit einem speziellen, ebenfalls größtenteils aus Zirbelholz gefertigten, Federkörper. Es war herrlich gemütlich und die Pause hat meinen schon etwas messegestressten Beinen sehr gut getan. Interessant waren die Gespräche, die ich dabei geführt habe. Zirbelholz hat nachweislich einen positiven Einfluss auf uns, so eine Studie des Grazer Johanneum Research und der Universität Salzburg. Der Herzschlag soll sich um 3.500 Schläge pro Tag reduzieren, was eine Stunde Herzarbeit ausmacht. Der Bettrost besteht aus 45 dreidimensional gelagerten Spezialfederkörpern, die einen wie schwebend ruhen lassen. Ich bin tatsächlich sehr gut gelegen und der Duft hat meine Herzschläge sicherlich um einiges beruhigt, denn ich war hinterher vollkommen tiefenentspannt. Ein gut durchdachtes Bettensystem!
An diesen alten Industrielampen aus Emaille bin ich nicht vorbeigekommen. Ich mag den Industrial-Style sehr und am besten haben mir die orignial belassenen Lampen mit leichten Macken und Rostflecken gefallen. Teilweise waren die Lampen neu lackiert, aber mir gefällt der Used-Look mehr. Besonders toll waren auch die Farben! Ich schwelge noch eine Weile in den schönen Blau-, Grün– und Grautönen und gehe innerlich unser ganzes Haus durch, ob wir nicht doch irgendwo noch ein Plätzchen für eine dieser herrlichen Lampen haben. Auf jeden Fall habe ich mir die Karte mit den Kontaktdaten geschnappt. Denn gewusst wo, ist das halbe Leben. Und irgendwann fehlt bestimmt irgendwo im Haus eine Lampe…
Ich suche schon sehr lange eine Futterbar für unseren Hund, die praktisch ist und schön aussieht. Schließlich stehen die Näpfe immer herum und sind damit auch ein Teil unsere Einrichtung. Blechhalterungen kommen für mich nicht in Frage, weil ich sie hässlich finde und sie während der Hund frisst ständig scheppern. Die Holzbars, die ich bisher gesehen habe, hatten zwei für mich entscheidende Nachteile: Zum einen gab es sie nur mit zwei Näpfen, ich brauche aber nur einen, weil der Wassernapf woanders steht. Und sie waren nur in einer Höhe zu bekommen. Da unser Wuschel zur größeren Sorte gehört, hätte ich gerne eine höher Variante, die ihm eine aufrechtes Fressen ermöglicht. Et voilà, hier ist solche ein schönes und durchdachtes Exemplar – ich bin begeistern von der Futterbar Udo. Im Gespräch am Messestand konnte ich mich davon überzeugen, dass hier wirklich an alles gedacht wurde. Kein Wunder, denn Designerin Sigrid ist nach eigenen Angabe schon immer etwas tierverrückt gewesen. Gumminoppen verhindern eine Verrutschen der Futterbar beim Fressen, denn unser Yogi ist ein temperamentvoller Fresser. Die Porzellanschüssel ist auf einem Gummiring gelagert und sitzt auch in schräger Position fest. Und jetzt kommt das Beste, denn Udo kann auch in Wunschhöhe gefertigt werden, sodass jeder eine Futterbar abgestimmt auf die Größes seiner Fellnase bekommt. Da brauche ich schon fast nicht mehr erwähnen, dass es natürlich verschiedene Holzarten und Muster zur Auswahl gibt.
Ich finde altes gebrauchtes Holz einfach wunderbar! Es scheint Geschichten aus seinem langen Leben zu erzählen und jedes Stück hat seine individuelle Struktur sowie Maserung. Ich mag es bei Möbelstücken wie auch bei Menschen, wenn sie nicht so glatt und angepasst sind. Mit dieser Tischplatte wurde zum Beispiel einmal ein Haus gebaut. Sie wurde sehr ursprünglich belassen, was toll aussieht, aber natürlich aufgrund ihrer rauhen Oberfläche nicht für alle Zwecke geschickt ist. Deshalb gibt es die wundervollen Altholz-Tische auch mit geschliffenen Tischplatten, was ebenfalls super aussieht. Verwendet wird ausschließlich Altholz aus Eiche und Mooreiche, die schon mal bis zu 6000 Jahre alt sein kann. Sie stammen aus alten Häusern, Scheunen oder Schiffen. Ein Upcycling, der sehr edlen Art, wie ich finde. Ulkigerweise heißt das junge Start-up-Unternehmen aus Stuttgart About Stein.
Auch um Holz geht es bei Emile van Hoogdalem. Der sympathische Niederländer liebt es, etwas mit den Händen zu schaffen. Lange hat er an seiner Pendelleuchte Alva gefeilt. Faszinierend ist der Kontrast zwischen dem soliden Material Holz und dem leichten Element Licht. Das Holz wird aus einem Stück so dünn gedrechselt, bis das Licht durchscheint. Ursprünglich ist Emile Gold- und Silberschmiedemeister und er entwirft auch jetzt noch Schmuck. Doch auf eine Sache wollte er sich nicht festlegen lassen, deshalb studierte er dann auch Schmuck- und Produktdesign, um breiter aufgestellt zu sein. In seiner Werkstatt am Bodensee entwirft er Möbel- und Schmuckkreationen und man nimmt ihm sofort ab, wenn er schmunzelnd erzählt, dass er nur kurz eine Skizze macht und dann am liebsten gleich loslegt. Es ist das Spiel mit den Materialien und das Experimentieren beim Tun, was den Designer reizt. Das schlichte Design mit den klaren Linien seiner Werke, spricht mich sehr an.
Bei Mister Wilson musste ich mich doch gleich einmal setzen. Die stylischen Hocker waren einmal Longboards. Jetzt sind daraus super bequeme Hocker geworden. Die gebogenen Enden werden nach exakten Schnittlinien auseinandergesägt und ergeben dann Hocker in Herzdesign oder dreieckige Modelle. Aus dem Mittelteil werden geradere Formen gesägt und für die lange Variante wurde das ganz Board verwendet. Die rauhe Oberfläche der Boards wird abgenommen und geschliffen. Die Unterseite der Hocker zeigt noch das Original-Design mit Gebrauchsspuren des ursprünglichen Boards. Sind sie nicht herzig, diese Hocker?
Wie findet Ihr meine Sahnestücke von der Designmesse blickfang? Im zweiten Teil wird es viel um Möbel gehen, unter anderem habe ich ein tolles nachhaltiges Möbelsystem fürs Kinderzimmer und weitere schöne Upcycling-Ideen entdeckt. Modernes Design kommt dabei ebenso vor, wie ein Klassiker, der neu interpretiert wird. Wenn Ihr den zweiten Teil meiner blickfang-Highlights nicht verpassen wollt, dann tragt Euch doch gleich hier in meinen Newsletter ein.
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