Bei mir steht das Barometer auf Ausmisten. Nicht, dass ich so eine Konsumnudel wäre und ständig Neues anschleppe. Trotzdem sammelt sich auf unerklärliche Weise immer wieder Zeug an. Mein großes Problem: ich nehme mir selten die Zeit, auszumisten. Irgendwie gibt es immer spannendere und notwenigere Dinge zu tun. Jetzt ist damit Schluss! Ich habe zum ultimativen Ausmist- und Wegwerf-Alarm geblasen. Damit ich durchhalte, orientiere ich mich an diesen 10 wichtigen Leitsätzen.
Das Geheimnis eines geordneten Heims ist eigentlich ganz simpel: Man muss es schaffen, das immer mehr Gegenstände das Haus verlassen, als hereinkommen. Aber genau darin liegt der Hund begraben. Im Alltag stelle ich oft Dinge vorne in den Schrank, ohne nachzuschauen, ob dahinter irgendwelche Konsum-Leichen auf ihren Abtransport warten. In der Eile finden die Dinge nicht mehr den Weg zu ihrem angestammten Platz. Neues Strandgut, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich es irgendwann mal brauchen kann, landet zur Sicherheit in irgendeinem Eck oder verschwindet in einem Schrank. Ganz tückisch sind auch Zeitschriften, Broschüren oder Ähnliches. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich sie nicht sofort komplett lese, verfolgen sie mich durch die ganze Wohnung. Mal tauchen sie in einem Stapel auf dem Sofa auf, dann liegen sie zur besseren Sichtbarkeit auf dem Esstisch, danach wandern sie mit nachdrücklicher Lese-Erinnerung ans Bett. Im Kleiderschrank lauern Klamotten, die ich vielleicht einmal als Notnagel gebrauchen könnte, dann aber doch nie anziehe. Geräte, die schon Jahre nicht mehr in Gebrauch sind, führen in den Tiefen der Schränke und des Kellers ein beschauliches Dasein. Warum das so ist? Ich habe den Übeltäter bei mir entdeckt: Ich nehme mir nicht die Zeit, die Dinge einzuschätzen und eine endgültige Entscheidung zu treffen, was damit passiert.
Für den Moment hat das den scheinbaren Vorteil, dass ich mich nicht damit befassen muss und Zeit für den aktuellen Wahnsinn des Alltags habe. Doch auf Dauer nerven die Ansammlungen und in meinem Kopf mehren sich Gedanken wie: “Da musst du auch noch ausmisten und das musst du endlich mal durchsehen oder das olle Ding liegt immer noch hier.” Wenn es nur ums Wegwerfen gehen würde, wäre das schnell erledigt. Aber alles nur in die Mülltonne zu stopfen, kann ja keine Lösung sein. Viele Dinge ist noch völlig intakt, nur wir nutzen sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Aber auch um das Verkaufen oder Spenden muss man sich kümmern. Ich habe mir vorgenommen, das nun sukzessive anzugehen und Schränke auszumisten, Stapel durchzuforsten und vor allem die Dinge sofort zu entsorgen. Hier zeige ich Euch, wie ich mich motiviere, wie ich dran bleibe und was mir geholfen hat.
Motivation zu Beginn
Als erstes habe ich mir als Motivation das Buch “Less is more” von Francine Jay geholt. Sie bloggt seit 2009 als “Miss Minimalist” über nachhaltigen Konsum und einen minimalistischen Lebensstil. Minimalistin will ich zwar nicht werden, aber es schadet nie, sich am Optimum zu orientieren. In ihrem Buch geht die Minimalismus-Expertin dem Phänomen des unergründlichen Ansammelns von unnützem Zeug auf den Grund und gibt handfeste Anregungen, wie man sich dauerhaft von Staubfängern und nutzlosem Plunder befreit. Ich muss sagen, das Buch liest sich sehr leicht und unterhaltsam. Manch’ ein Schmunzeln konnte ich mir an manchen Stellen nicht unterdrücken und ja, man fühlt sich auch ertappt. Francine Jay macht das aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern beschreibt auch ihre persönlichen Erfahrungen mit der Tücke des Objekts. Man erfährt natürlich keine bahnbrechend neuen Erkenntnisse, aber es tut gut, sie so gebündelt und unterhaltend verpackt zu lesen.
Gleich anfangen!
Ich bin überhaupt kein Freund von guten Vorsätzen, die man dann zu einem bestimmten Zeitpunkt – sei es zum Jahreswechsel oder zum Geburtstag – angehen möchte. Besser ist es, gleich anzufangen! Ich weiß noch genau, als ich das Buch “Less ist more” an einem Morgen begonnen habe zu lesen. Ich war vor dem Wecker aufgewacht und habe die Zeit gleich genutzt, um in dem auf meinem Nachttisch bereitliegenden Buch zu schmökern. Die Zeit war reif, das Thema Ausmisten anzugehen. Und tatsächlich war ich bereits nach dem Vorwort so motiviert, dass ich gleich einen Teil des Waschtisch-Unterschränkckens im Bad ausgemistet habe. Die vielen Pröbchen, die ich beim nächsten Wochenend-Ausflug anstatt der Original-Tiegel mitnehmen wollte und dann doch immer vergessen habe. Die Nagellack-Fläschen, die sowieso schon leicht eingetrocknet waren und die deshalb schon lange nicht mehr zum Einsatz kamen. Kurz und gut, an dem Morgen kam gleich ein Tüte voll Abfall zustande und mein Badschränkchen glänzte vor Ordnung und Übersichtlichkeit. Der Anfang war gemacht und ich war gleich doppelt motiviert.
Kleine Schritte führen auch zum Ziel
Mir war klar, dass die Ausmist-Aktion bei mir nur in kleinen Schritten funktionieren kann. Es ist sicher toll, wenn man gleich ein ganzes Zimmer ausmistet, aber so viel Zeit habe ich einfach nicht. Außerdem muss man die ausrangierten Sachen ja auch entsorgen. Das nimmt ebenfalls ganz schön viel Zeit in Anspruch. Denn einfach nur Wegwerfen möchte man viele Dinge ja auch nicht. Ich wollte mich nicht mit unerfüllbaren Zielen überfordern, deshalb nahm ich mir vor, jeden Tag etwas zu meiner Entmüllung beizutragen. Und wenn es nur eine kleine Ecke an der Garderobe, ein Fach im Keiderschrank oder eine Schublade im Büro ist. Bisher klappt das wirklich gut. Manchmal ist es zwar wirklich nur eine Kleinigkeit, die ich ordne oder wegwerfe, aber es tut gut, kontinuierlich dran zu bleiben.
Alles zu Ende führen
Wenn ich ausmiste, sieht es manchmal hinterher schlimmer aus als vorher. Der Abfall, der in die Mülltonne kann, ist schnell entsorgt. Aber was ist mit den Altkleider-Säcken, mit den alten Möbeln oder Elektrogeräten? Mir ist wichtig, dass ich mit diesen Dingen nicht gleich wieder eine Ecke im Keller oder anderswo zustelle. Deshalb wird jetzt gleich nach einer Abgabemöglichkeit gesucht. Die Kleidersäcke bringe ich teilweise an die Container und teilweise zu H&M, da bekomme ich nämlich einen 15-Euro-Gutschein dafür. Den alten Esstisch mit Stühlen habe ich jetzt mal auf Quoka eingestellt und versuche ihn zu verkaufen. Außerdem habe ich mich über die örtlichen Deponien, Sammelstellen, Tauschbörsen und Reperatur-Cafés informiert. Damit weiß ich beim Ausmisten bereits grob, was ich für Möglichkeiten habe. Und erst wenn alles entsorgt ist, geht es weiter.
Dran bleiben ist das A und O
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich auch die kleinste Ausmist-Aktion weiter motiviert und ich stolz bin, wieder ein Stück geschafft zu haben. Zusätzlich bekomme ich immer wieder neue Anregungen durch die vielen Beispiele der lieben Francine. Da ich während dem Lesen gleich mit dem Ausmisten angefangen habe, begleiten mich die Zeilen aus “Less is more” parallel weiter. So langsam beginnt das ein Selbstläufer zu werden. Denn wie auch Miss Minimalist schreibt, muss man die grundsätzliche Einstellung zu den Dingen, die bei einem verweilen dürfen, ändern. Das geht nicht von heute auf morgen, aber macht sich relativ schnell bemerkbar!
Ausmisten leicht gemacht – Leitsätze helfen! Klick um zu TweetenKonsum- und Sammelverhalten ändern
Genau, Ihr habt richtig gelesen, die Dinge dürfen bei uns verweilen und jeder Gegenstand wird daraufhin überprüft. Am besten geht das natürlich, gleich bevor man sich etwas kauft. Brauche ich die Küchenmaschine wirklich? Habe ich nicht schon genug Taschen? Muss ich das Buch unbedingt haben oder reicht es auch, wenn ich es in der Bibliothek ausleihe? Außerdem ist es sinnvoll, weniger Dinge anzuschaffen, die dafür multifunktional einsetzbar sind. Das Allzweck-Putzmittel anstatt der vielen Einzelprodukte, die Seife, die für Hand, Körper und Haare benutzt werden kann, der Dampfgar-Aufsatz für meine Topf anstatt einen völlig neuen Dampfgarer und und und. Tipps dazu findet Ihr auch immer wieder in meinen wöchentlichen Nachhaltigkeits-Tipps. Denn ein nachhaltiger Lebensstil kann ebenfalls in vielen kleinen Schritte in den Alltag integriert werden.
Beim zweiten und dritten Durchlauf wird’s erst richtig gut
Tatsächlich fällt einem das Loslassen immer leichter, je häufiger man es macht. Beim dritten Durchlauf muss auch mein uraltes Lieblings-Sweat-Shirt und meine zu kurzen T-Shirts weichen, die mich nerven, weil sie immer aus der Hose rutschen. Denn ersteres habe ich trotz nostalgischer Gefühle doch nie getragen und der T-Shirt-Notstand, an dem ich meine zu kurz gewordenen Teile dringend benötige, ist auch nie eingetreten. Beim dritten Ausmisten habe ich dann auch dieser Wahrheit ins Gesicht geblickt und weitere Altkleider-Beutel mit ihnen gefüllt. Auch im Bücherregal ist trotz großer Ausmist-Aktion letztes Jahr noch mehr Freiraum entstanden. Was ich damit mache? Erst einmal frei lassen, denn Freiraum ist erholsam!
Aus den Augen, aus dem Sinn
Bin ich mir bei einem Gegenstand oder Kleidungsstück nicht ganz sicher, ob ich das Loslassen bereuen werde, halte ich mich an den Tipp von Francine Jay. Ich stelle oder lege den Wackelkandidat in den Keller oder auf den Dachboden, wo ich ihn nicht mehr sehe. Vermisse ich das Teil in den nächsten Wochen nicht, dann gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Und dann – nichts mit weg damit!
Gast im eigenen Heim
Interessant fand ich auch den Perspektivenwechsel. Man geht durch sein Zuhause mit den Augen eines Gastes. Wie empfinden man das, was man sieht? Welchen Eindruck machen die Dinge, wenn sie einem nicht gehören würden? Fühlt man sich wohl, mag man die Räume? Oder findet man sie überfrachtet und chaotisch? Es ist ja nun mal so, dass man das eigene Chaos, das man täglich sieht, gar nicht mehr richtig wahrnimmt. Wie man auch die Fußbodenleiste, die sich gelöst hat, die Lampe, die schräg hängt oder andere kleine Baustellen irgendwann nicht mehr bewusst sieht. Da hilft so ein Perspektivenwechsel sehr gut. Probiert es doch mal aus, es funktioniert!
Nein sagen
Wenn mir Verwandte, Freunde oder Nachbarn die gut gemeinte Frage stellen: Kannst Du das gebrauchen? Sage ich jetzt meistens nein – außer es ist wirklich ein Familienerbstück, dem ich gerne einen besonderen Platz einräumen möchte oder ein Geräte, das wir dringend benötigen. Es ist falsch verstandene Höflichkeit, wenn man Dinge annimmt, die dann eigentlich nur wieder rumstehen. Manchmal ist das aber so schwer, wenn einem die nette Nachbarin von nebenan mit strahlendem Lächeln das alte Spielzeug ihres Sohnes aufs Aug’ drücken will oder die eigene Mutter sicherlich in guter Absicht mit ihrem Küchengerät da steht und meint: “Kind, ich benutze es sowieso nicht mehr. Willst Du es nicht haben?” Doch Achtung – genau so wandern wieder raumeinnehmende Staubfänger ins Heim. Also Brust raus, Lächeln aufgesetzt und freundlich, aber bestimmt nein sagen!
10 Wege wie Du effektiv Dein Zuhause ausmistest. Klick um zu TweetenIm Buch findet Ihr noch viele weitere Ansätze und unterhaltsame Anekdoten, die einem das eigene Sammelverhalten vor Augen führen. Die oben genannten Punkte sind für mich die wichtigsten, die mir bei meiner Ausmist-Aktion helfen und hoffentlich dazu führen, dass mein Zuhause bis in die letzten Winkel von unnötigem Plunder befreit wird. Denn das Außen und das Innen korrespondieren miteinander. Wie ist es denn bei Euch? Was hilft Euch, das sich nicht zu viel Krimskrams ansammelt? Schreibt mir doch in einem Kommentar Eure Ausmist-Tipps!
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Frauke meint
Super wichtiges Thema. Danke für die Tips – ich bin ja auch so ein “Hauptsache Anfangen!”-Typ, große Hauruck-Aktionen liegen mir gar nicht (die machen mir Angst, wenn ich ehrlich bin …).
Und es geht tatsächlich immer leichter. Was ich noch verbessern darf: mir die Zeit dafür zu nehmen. Und das Wegschaffen der aussortierten Dinge … das ist auch noch so ein Thema.
Birgit Schneider meint
Danke für den lieben Kommentar! Ja, genau darin liegt auch bei mir das Verbesserungs-Potential. 😉 Ich bemühe mich, heute habe ich wieder ein Momox-Bücherpaket zusammengestellt und nachher werde ich einen Teil der Altkleider-Säcke wegfahren. Aber hinterher ist das Glücksgefühl wirklich toll!
Maren meint
Liebe Birgit, ein toller Beitrag, den ich so unterschreiben kann. Ich bin ein großer Fan des Ausmistens und fühle mich danach immer sehr erleichtert, wieder Platz geschaffen zu haben. Das befreit ungemein.
Und Deinen Buchtipp muss ich mir merken!
Viele Grüße
Maren
Birgit Schneider meint
Danke, liebe Maren. Ausmisten ist ja leider auch ein Dauerthema, denn es kommen wie von Zauberhand immer wieder neue Dinge ins Haus. 😉 Liebe Grüße zurück!