
Im Nordwesten von Ruanda ist der Ellen DeGeneres Campus des Dian Fossey Gorilla Fund entstanden. Die Gebäude sind nachhaltig gebaut und meisterhaft in die umliegende tropische Landschaft eingebettet. Damit setzt die Stiftung ein Zeichen für die Zukunft der Gorillas, dem Lebensraum rund um die tropischen Virunga-Vulkane und der dort lebenden Menschen. Eine Zukunft zum Wohle aller.
Denn nur so funktioniert Zukunft – wenn Menschen, Tiere und Natur im Einklang leben. Der Lebensraum der “sanften Riesen”, wie die Berggorillas auch genannt werden, wird immer kleiner. Die Tiere leben im Spannungsfeld der Bedürfnisse einer wachsenden lokalen Bevölkerung, derer Wirtschaftsinteressen und dem Schutz der einmaligen Landschaft des Volcanoes Nationalparks ungefähr 100 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt des Landes Kigali entfernt. Die Zoologin und Verhaltensforscherin Dian Fossey hat mit ihrer Arbeit und ihrem unermüdlichen Einsatz für die Gorillas viel in Bewegung gebracht. Die von Dian Fossey gegründete Stiftung setzt sich seit vielen Jahrzehnten für den Erhalt des Lebensraums der vom Aussterben bedrohten Tiere ein. Der Dian Fossey Gorilla Fund hat nun mit dem Ellen DeGeneres Campus im Ort Kinigi ein Zuhause gefunden, das die Philosophie und Intention der Stiftung widerspiegelt. Im Februar 2022 wurde der nachhaltige Bau eröffnet. Hier geht es zur virtuellen Besichtigung.
Wir haben einen Raum geschaffen, um die vielen Interessengruppen im Naturschutz einzubeziehen – Studenten, Wissenschaftler, Touristen, Naturschutzpartner, Gemeindemitglieder – um unser gemeinsames Ziel voranzubringen, Gorillas und allgemein den Planeten zu retten. Wir hoffen, dass Menschen, die den Ellen DeGeneres Campus besuchen, den Campus inspiriert verlassen, um etwas zu bewegen, so wie es Dian Fossey getan hat.
Dr. Tara Stoinsky, Präsidentin, CEO und Chef-Wissenschaftlerin, Dian Fossey Gorilla Fund, Quelle: Pressemitteilung

Der Campus wird von Einheimischen ebenso genutzt wie von naturschutzinteressierten Touristen. Schulklassen besuchen den Campus und Wissenschaftler wie Studenten finden in den Laboren beste Arbeitsbedingungen für die Gorilla-Forschung. Auf 4.500 Quadratmeter geben verschiedene Ausstellungen und interaktive Erlebnisse Einblicke in die Lebenswelt der Menschenaffen. Ihre Population hat sich seit Mitte der 80er-Jahre von 250 auf 600 Tiere erhöht. Durch den immer kleiner werdenden Lebensraum kommt es allerdings zu Konflikten zwischen den einzelnen Berggorilla-Gruppen und mit der einheimischen Bevölkerung.
Ökotourismus als Wirtschaftsfaktor
Für Touristen bietet der Campus viele Informationen über den Lebensraum der Gorillas. Sie können die Artenvielfalt auf den Lehrpfaden erkunden und sich über die Maßnahmen zur Wiederaufforstung informieren. Der Ökotourismus ist in Ruanda ein bedeutender Wirtschaftssektor geworden. 2019 nahm das ostafrikanische Land damit 500 Millionen US-Dollar ein. Gorillaschutz ist auch Umweltschutz. In Ruanda gibt es viele Bemühungen zum Naturschutz. Seit 2006 sind beispielsweise Plastiktüten verboten und seit 2009 gibt es in Kigali eine Mülltrennung. Effiziente Öfen verringern den Holzbedarf an den Kochstellen. Damit verbessert sich auch der Alltag der Menschen. Nach wie vor gilt es, die Menschen für Naturschutzthemen zu begeistern und besonders die junge Bevölkerung für das fragile Ökosystem, in dem sie und die Berggorillas leben, zu sensibilisieren.

Heimische Materialien und passive Systeme
Bei der Planung des Campus lag der Fokus auf der effizienten Nutzung passiver Systeme wie beispielsweise der thermischen Masse des Gebäudes, einer natürlichen Belüftung und der Versorgung mit Tageslicht sowie auf einem möglichst geringen Energieverbrauch. Das Klima-Engineering übernahm Transsolar. Für den Bau wurden lokale, natürliche Baumaterialien wie Vulkangestein verwendet. Das vor Ort gefundene Vulkangestein wurde als Fassadenmaterial und zerkleinert als Mörtel für die Steinmauern sowie als Kies für die Wege verwendet. Kombiniert mit heimischen Kiefernholz verleiht es dem Gebäude einen natürlichen Charme. Auf den begrünten Dächern wachsen einheimischen Pflanzenarten. Damit soll die Biodiversität verbessert und Kohlenstoff gebunden werden.
Architektur inspiriert von der Landschaft
Mit Blick von oben fügen sich die Flachdach-Bauten des Campus mit den begrünten Dächern in das Grün der umgebenden Landschaft ein. Ihre ovale Form nimmt die hügelige Landschaftstypographie der Umgebung auf. Die Fassade besteht aus großen Glasflächen und wirkt in Kombination mit der Lichtdachkonstruktion, beides von Schüco, transparent und leicht. Diese großen Glasflächen sowie die überdachten Terrassen und das Wegenetz verbinden zusammen mit dem Blick auf die Vulkanberge Innen und Außen miteinander. Oberlichter und Lochfenster lassen viel Tageslicht in die Räume und machen Kunstlicht fast überflüssig. Die Belüftung findet über nach außen öffnende Klappfenster statt. Dachüberstände schützen vor Sonneneinstrahlung und verhindern Blendwirkung. Mit dem Regenwassersystem wird der Niederschlag auf den Gründachflächen gesammelt und für die Toilettenspülung benutzt. Das Abwasser wird durch eine auf dem Gelände liegendes Feuchtbiotop geleitet und gefiltert. Danach kann es unbedenklich in den Boden versichern. Der ganze Vorgang wird durch Schwerkraft in Gang gehalten und benötigt keinen Strom.

Das visionäre Architektur- und Gestaltungskonzept wurde von der MASS Design Group entworfen. Diesem Netzwerk gehören rund 250 Architekten, Ingenieure, Designer, Wissenschaftler und Künstler an. Sie arbeiten weltweit daran, durch Architektur eine positive Wirkung für die Menschen vor Ort zu bewirken. Dafür lässt das gemeinwohlorientierte Kollektiv ökologische und ökonomische Aspekte wie auch soziale Belange und Bildungsthemen in die Arbeit einfließen.
Ich habe die Autobiografie von Dian Fossey als junge Frau mehrfach gelesen und war fasziniert von ihrer Arbeit. Wenn ich jetzt erfahre, was aus ihrem Engagement entstanden ist, dann berührt mich das. Nach wie vor liegen mir die Berggorillas am Herzen. Tierpflegerin bin ich zwar damals dann doch nicht geworden, dafür kann ich jetzt über solch wundervolle Projekte schreiben.
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