
Mit dieser Frage haben sich Designer Alfredo Häberli und sein Team zusammen mit den Holzbau-Experten von Baufritz ungefähr zwei Jahre auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist 25 x 12 Meter groß, in Holztafelbauweise errichtet, ökologisch einwandfrei und erinnert optisch mit seinem nach oben gewölbten Dach an ein Schiff. Ich war bei der Eröffnung dabei, habe mit den Verantwortlichen gesprochen und viele interessante Details entdeckt. Die möchte ich Euch hier in diesem Blog-Artikel zeigen, denn “Haussicht”, wie das Konzepthaus heißt, bietet zahlreiche kreative Ideen für das Wohnen von Morgen.
Konzepthaus Haussicht zum Thema zukünftiges Wohnen. Klick um zu Tweeten
“Eigenständig, zeitgenössisch und einzigartig” sollte es sein, das Zukunfts-Projekt Haus. Ein hoher Anspruch, zumal es ja schwer ist, das Rad immer neu zu erfinden. Ich war also sehr gespannt auf die Besichtigung des Konzepthauses “Haussicht“. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich war von den Ideen und der Umsetzung begeistert. Deshalb möchte ich es Euch gerne vorstellen. Bei der Eröffnungs-Veranstaltung ist Alfredo Häberli mit seinem lässig getragenen stylischen Anzug, den strumpflosen Füßen in edlen Slippern und den graumelierten Haaren in der Menge gleich als Designer zu erkennen. Sein Traum: “Mit 50 ein Haus bauen.” Auf meine Frage, was ihn daran so gereizt habe, antwortete er, es sei ein Urwunsch von ihm gewesen. Nach der Kleidung sei das Haus die nächste Hülle, es gehe darum, ein Dach über dem Kopf zu haben und Schutz zu geben. Nachdem er vor Jahren in einer Frauenzeitschrift einen Artikel über Baufritz-Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer gelesen hatte, stand für ihn fest: Er wollte ein Haus mit Baufritz bauen. Das Ganze hat dann noch ein paar Jahre gedauert, bis sich eine Zusammenarbeit ergeben hat. Beide beschreiben den kreativen Entstehungsprozess als ein “konstruktives Forschen“, welches von philosophischen Fragen begleitet wurde.

Die Schrankwand über die gesamte Gebäudelänge ist Trenn- und Rückwand in einem. Foto: Baufritz/Jonas Kuhn
Die Öko-Holzbau-Experten brachten ihr Know-how ein und die Designer mussten sich mit den strengen Vorgaben des Unternehmens hinsichtlich Nachhaltigkeit und Wohngesundheit auseinandersetzen. Viele seiner zahlreichen Möbel-Kreationen konnte Häberli deshalb nicht einsetzen. Der Designer setzte wiederum sein Gespür für Gestaltung ein und forderte damit die Holzbau-Experten heraus. So zum Beispiel beim offenen Loft im Obergeschoss, das komplett ohne Pfeiler auskommt und kaum feste Wände hat. Eine Herausforderung für eine Holzkonstruktion. Beide Seiten haben neue Sichtweisen gewonnen und “jeder war befeuert von der Idee, etwas wirklich neues zu schaffen”, erzählt Dagmar Fritz-Kramer begeistert aus der Planungszeit. Auch Alfredo Häberli nimmt viele neue Aspekte aus dem Projekt in seine Designarbeit mit. “Ich musste mich an die Details Baubiologie und -ökologie erst annähern”, beschreibt er den Prozess. Erkenntnisse, die in Zukunft auch in seine anderen Designobjekte einfließen werden.
Aus einfachen Bauteilen werden intelligente. Klick um zu TweetenBei der Führung durch “Haussicht” spürt man, mit wie viel Herzblut alle Beteiligten bei der Sache sind. Auch Häberli selbst fühlt sich ganz zuhause. “Ich habe das Haus für mich gebaut”, verrät er im Gespräch. “Haussicht” beinhaltet “die Themen, die mich beschäftigen”. Ein Haus zu entwerfen hat natürlich viel mit der eigenen Lebenserfahrung zu tun. “Ich glaube, ich konnte meine Gefühle und Erfahrungen viel besser einbringen als noch vor zehn Jahren”, beschreibt der Designer den Entstehungsprozess. Die Themen reichen somit auch vom Wohnen mit Kindern, über Veränderung der Nutzung bis hin zum Wohnen im Alter.

Der Elternbereich im Erdgeschoss mit eingebauter Badewanne und Sitzgelegenheit. Foto: Baufritz/Jonas Kuhn
Ursprünglich am Bodensee geplant, sind die martimen Ansätze auch in Erkheim geblieben. Sie sind nicht nur in der äußeren Gestalt des Hauses zu finden, sondern auch in den Details und den Innenräumen. Im “Flaggschiff“, wie das Haupthaus genannt wird, finden sich im Erdgeschoss die Ruheräume und Rückzugsbereiche, während im Obergeschoss ähnlich einem Bootsdeck das Leben in großzügigen, lichtdurchfluteten Wohnräumen mit einer vorgelagerten Terrasse stattfindet. Da das Design-Team aus dem Möbelbereich kommt, war die Basis-Idee für die Gebäudestruktur schnell geboren: “Wir machen einen Schrank und der Schrank hat ein Dach“. Tatsächlich wird das Erdgeschoss mittig von einer riesigen Schrankwand über die gesamte Gebäudelänge durchzogen. Der Schrank ist Trenn- und Rückwand, Stauraum, Durchgang und Rückgrat des Hauses.
Eine Schrankwand über die gesamte Gebäudelänge ist Rückgrat des Hauses. Klick um zu TweetenBetritt man das Gebäude, befindet man sich in einem großen langgestreckten Raum, der sich links und rechts des Eingangsbereichs erstreckt. Von den Schlafräumen und Kinderzimmern dahinter, ahnt man hier nichts. Das verglaste Treppenhaus lenkt den Blick des Besuchers erst einmal nach oben in den Wohnbereich. “Beim Entwerfen interessierte es mich, Räume für das Unvorhergesehene zu schaffen”, erklärt Alfredo Häberli. Diese Konzept der verschiebbaren Wände, durchgängigen Schränke, veränderbaren Blick- und Raumbeziehungen hat mich am meisten beeindruckt. Ein Grundrisskonzept, dass es seinen Bewohnern erlaubt, offen zu wohnen und doch bei Bedarf bestimmte Bereich zu schließen oder abzutrennen. Das ist für mich ein Konzept für die Zukunft und vor allem eines für die Praxis. Denn es ist doch tatsächlich so, dass sich in einer Familie mit Kindern die Ansprüche ans Wohnen stetig mit dem Älterwerden der Kinder verändern. Kleinkinder spielen am liebsten mit Blickkontakt zu den Eltern, im Grundschulalter sind dann erste Rückzugstendenzen zu spüren und im Teenager-Alter sind beide Seiten froh, wenn sie sich auch mal aus dem Weg gehen können.

Die drehbare Sitzlandschaft lädt zum Chillen, Verweilen und Entspannen ein. Foto: Baufritz/Jonas Kuhn
“Das Haus zum Möbel machen” wie Theo Geschwind, ein Mitarbeiter des Designbüros, es ausdrückt. Das ist ein weiterer Punkt des Hauskonzeptes, der mich begeistert hat. Die Möbel werden Bestandteil des Hauses. Der Grundgedanke: wenige Materialien verwenden, Bauteile miteinander verbinden und aus einfachen Bauteilen intelligente machen. “Alles verschmilzt miteinander”, schwärmt Dagmar Fritz-Kramer. Highlight ist natürlich die drehbare, bunte Media-Koje im Wohnraum. Auf dem überdimensionalen Sofa mit den verschiedenen Ebenen sitzt man super bequem und die ganze Familie samt Freunde hat Platz. Es lässt sich, auch wenn es voll besetzt ist, ganz leicht drehen. So kann man je nach Laune, den Ausblick genießen, ins Feuer des offenen Kamins schauen oder sich zur Wand mit dem großen Bildschirm drehen und Filme anschauen. Das ist wirklich klasse und das Probesitzen auf einer der gemütlichen Ebenen hätte ich gerne noch etwas verlängert. Das drehbare Riesen-Sofa ist eindeutig mein Lieblingsplatz im Konzepthaus “Haussicht”. Entlang der Außenwände lädt ein fenstersimshohes Bücherregal auch zum Sitzen ein. Ein weiteres tolles Detail, bei dem Möbel und Bauteil miteinander verschmelzen, ist die Fensterbank mit integrierten Blumentöpfen. Das sieht super aus und ist sehr praktisch.
Bauteile werden miteinander verbunden, Funktionen integriert. Klick um zu TweetenZum Flaggschiff gibt es ein Nebengebäude – Stöckli genannt. Es ist als Atelier, Gästehaus oder als Altersresidenz für Verwandte gedacht. Auch hier bringt der Designer persönliche Gedanken mit ein: “Ich habe mir schon vorgestellt, ich würde meine Mutter einladen, im Stöckli zu wohnen.” Das rund 75 Quadratmeter große Nebenhaus steht auf einer großen Sockel-Säule und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema barrierefreies Wohnen. Neben der Treppe ins Obergeschoss mit Wohnraum befindet sich ein Podest-Aufzug aus der Industrie. Dieser wurde umgebaut, sodass er sich perfekt in die Innenraum-Gestaltung einfügt. Trotz des separaten Eingangs besteht im Obergeschoss über eine Brücke eine Verbindung zum Haupthaus. So ist der Kontakt leicht möglich, aber doch ist jeder für sich.

Das Lochspiel der Schiebeläden taucht den Wohnraum in eine tolle Stimmung.
Im gesamten Haus-Ensemble sorgen Schiebeläden aus Aluminium mit Lochmuster für Beschattung. Der Lichteinfall erzeugt dabei im Innern ein fantastisches Licht- und Schattenspiel. Neben dem Orthogonalen, das unseren Baustil prägt, ist Alfredo Häberli bestrebt “Weiches, Organisches zu schaffen”. Gleichzeitig nimmt das Lochspiel in Anlehnung an Bugaugen wieder die maritime Thematik auf. Mit der Postmoderne aus den 80ern habe dies nichts zu tun, fügt der Designer gleich hinzu. Im Holzbau sind runde Formen anspruchsvoll. Stark segmentierte Bauteile werden so oft wiederholt, bis eine Rundung entsteht. Dies kann man sehr schön an der bugähnlichen Rundung des Daches erkennen. “Wir wollten mal wieder richtig Holz zeigen”, schmunzelt Dagmar Fritz-Kramer. Dass die Holzbau-Experten da einiges zu bieten haben, sieht man im ganzen Haus auch an den hochwertig verarbeiteten Details und Übergängen. “Haussicht” ist wahrlich ein Meisterwerk in Sachen Holzhausbau.
Konzepthaus Haussicht kann in Erkheim bei Baufritz besichtigt werden. Klick um zu TweetenWer Lust bekommen hat, das Konzepthaus “Haussicht” zu besichtigen, kann dies unten in meinem Storyo-Rundgang oder live auf dem Gelände von Baufritz in Erkheim tun. “Haussicht” ist kein Musterhaus, sondern eine Studie zum Thema “Wohnen der Zukunft”. Allerdings können Baufritz-Kunden zukünftig Alfredo-Häberli-Elemente kaufen. Doch “Haussicht” ist viel mehr als das – man muss es einfach gesehen und erlebt haben. Das Konzepthaus verzaubert, inspiriert und regt an, sich über die Zukunft des Wohnens Gedanken zu machen. Denn “wir müssen neues Wissen, spezielle Umgangsweisen und den nötigen Respekt erlernen, um uns der Verantwortung für die Zukunft stellen zu können”, so ist sich der Designer Alfredo Häberli sicher.
Mein Hausrundgang:
Holzbauweise ist unwahrscheinlich interessant – und es ist tatsächlich eine Haltung zur Nachhaltigkeit, die man verinnerlicht haben muss, um damit erfolgreich zu sein. Baufritz gelingt es mit seinen Objekten, nicht nur Häuser zu verkaufen, sondern seinen Kunden ein Stück Heimat und Geborgenheit im modernen Style zu vermitteln.
Im Übrigen sind die “Dörfer” wunderbar beschrieben und machen Lust auf einen Spaziergang 🙂
In der Holzbauweise steckt viel Potential. Baufritz geht dabei den Weg in Richtung Wohngesundheit und Nachhaltigkeit sehr konsequent, ein Besuch ist immer wieder ein Erlebnis. Aber auch viele Architekten bauen in vorelementierter Holzbauweise – mit allen Vorteilen.
Hallo,
das Haus sieht ja wirklich cool aus – von innen sowie von außen. Die Gedanken und die Motivation, die dahintersteckt finde ich auch klasse und sehr beeindruckend.
Allerdings kann ich mir (leider) kaum vorstellen, dass so ein Wohnen in der Masse durchsetzbar ist. Es wird ja immer alles größer, mehr und praktischer. Ich habe oft das Gefühl, dass die Menschen den Blick auf die Nachhaltigkeit leider viel zu oft vergessen.
Gruß Jessica
Hallo Jessica,
wir müssen uns dringend Gedanken machen, wie wir in Zukunft wohnen wollen, gerade in den Städten. Aber ich gebe Dir recht, ich bin auch oft enttäuscht, wie wenig die Menschen den Aspekt der Nachhaltigkeit im Auge haben. Allerdings werden nachhaltig gebaut Häuser oder Wohnungen schnell verkauft. Da ist wohl schon ein Verständnis da. Die Menschen sind, so glaube ich, mit den komplexen Einzelentscheidungen oft überfordert. Wenn man ihnen ein nachhaltiges Komplettpaket anbietet, greifen sie dankbar zu. Hoffen wir, dass die die Nachfrage steigt und die Nachhaltigkeit immer lukrativer wird.
Liebe Grüße
Birgit