Die LED-Technologie eröffnet tolle Möglichkeiten in der Lichtgestaltung. Ich war Ende September im Showroom des Leuchtenherstellers Erco in Stuttgart und war begeistert von den unterschiedlichen Licht-Szenarien, die ich dort erleben konnte. Mir erschloss sich ein völlig anderer Ansatz von Lichtplanung. Das hat nichts mehr mit ein paar Lampen zu tun, die man einfach so aufhängt. Seht selbst und lasst Euch mitreißen!
Erco ist der erste klassische Leuchtenhersteller, der komplett auf LED setzt. Bisher war ich dem Thema gegenüber sehr skeptisch, was den Innenraum betrifft. Die Möglichkeiten im öffentlichen Raum sind natürlich fantastisch. Aber was ist mit unseren Wohnräumen? Die Lichtfarbe der LEDs hat mir einfach nicht gefallen und ich sah nicht wirklich einen Sinn darin, Lampen zu kaufen, die ich nach der Lebensdauer des Leuchtmittels wegwerfen muss. Immer wieder besuchte ich Vorträge zum Thema LED, sprach mit Lichtdesignern und Lichtplanern, aber irgendwie war die Sache für mich nicht rund.
Wahrnehmungsorientierte Lichtplanung mit LED. Klick um zu TweetenDann bekam ich die Möglichkeit, den Showroom von Erco zu besuchen und mich professionell durch die Welt der LED führen zu lassen. Das geht viel weiter als der bloße Ersatz der Glühbirne durch LED. Für mich ist das ein ganz neuer Ansatz von Licht im Wohnraum: Die Lampe steht nicht mehr als Designobjekt im Mittelpunkt, sondern es geht um das Licht an sich und wo es auftrifft. Im Zentrum steht eine “wahrnehmungsorientierte Lichtplanung”. Der Lichtplaner Richard Kelly entwickelte bereits in den 40ern die “Grammatik des Lichts”, die aus drei Licht-Qualitäten vielfältige Beleuchtungsszenarien möglich macht.
Es geht dabei um eine Grundbeleuchtung zum Sehen, dem Licht zum Hinsehen auf hervorgehobene Objekte oder Raumbereiche und das Licht zum Ansehen zu dekorativen Zwecken. Denn selbstverständlich brauchen wir bespielsweise noch die schicke Lampe über dem Esstisch. Die Kunst der Lichtplanung ist es nun, alle diese Arten des Lichts optimal auf den Raum und seine Bedürfnisse abzustimmen. Ein Beispiel: Im Küchen-Essbereich des oben gezeigten Fotos wird die Kochinsel hervorgehoben. Hier, und nur hier, benötigt man beim Kochen helleres Licht. Wenn nicht gekocht wird, kann der Spot auf die Kochinsel heruntergefahren werden. Über dem Esstisch hängt eine dekorative Lampe, die diesen Bereich erhellt. Der Raum an sich ist in angenehmes Licht getaucht, sodass man sich bei beginnender Dunkelheit gut orientieren kann, das Licht aber auch nicht ungemütlich hell ist. An der Treppe sorgen Lichtpunkte in Reihe direkt über den Stufen für beste Beleuchtung beim Treppensteigen und damit für Sicherheit.
Mit wenigen Lichtqualitäten entstehen vielfältige Beleuchtungsszenarien. Klick um zu TweetenBei einer herkömlichen Lichtsituation bediene ich den Lichtschalter, wenn ich die Treppe hinaufgehen möchte. Wird diese aber bereits dezent hervorgehoben, ohne den ganzen Raum mit Licht zu fluten, dann entsteht ein sehr angenehmes Raumgefühl. Dies kann man auch schön im zweiten Bildbeispiel sehen.
Der Knackpunkt ist also die Lichtverteilung. Je nach Linse, erzeugt die LED Punktlicht oder Streulicht. Im Gegensatz zu Halogenlampen, die mit ihrem reflektierenden Licht einen hohen Streuverlust haben, arbeitet die LED mit projektierendem Licht. Das heißt, das Licht der LED ist gerichtet und strahlt in einem Winkel von unter 180 Grad ab. Damit ist eine viel gezieltere Lichtführung möglich. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, einen Raum sehr stimmungsvoll mit verschiedenen Lichtquellen zu inszenieren.
Und jetzt kommt der springende Punkt: Zur Beleuchtung ist nicht ausschließlich die Lampe an sich da, sondern auch Flächen wie Wände, die indirekt beleuchtet werden. Im Showroom durfte ich erleben, wie sich die Stimmung im Raum mit den unterschiedlichen Lichtszenarien anfühlt. Zum Beispiel wurde eine ganz Wand einheitlich beleuchtet. Hier ist die Kunst, dass die ganz Wand gleichmäßig beleuchtet wird als scheine die Wand an sich. Das Ganze kann dann noch gedimmt werden. Hier liegt ein großer Unterschied zur dimmbaren Glühbirne, wie wir sie bisher gewöhnt sind. Denn bei der gedimmten Glühbirne wurde das Licht rötlicher. Bei der LED funktioniert das Dimmen durch ständiges aus- und anschalten, ungefähr 300 Mal in der Sekunde. Das nimmt unser Auge natürlich nicht war, aber das Licht wird dadurch gedimmt. Die Lichtfarbe ändert sich dabei aber nicht.
Bei einer gedimmten LED ändert sich die Lichtfarbe nicht. Klick um zu TweetenBei einer weiteren Demonstration kam das Licht aus in der Decke verteilten Strahler, die punktuell heller gestellt werden konnten, um einen kleinen Bereich im Raum hervorzuheben. Ein Blumenstrauß mit gelben Blumen beispielsweise erschien im Tageslicht gegenüber dem Spot-Beleuchtung mit warmer LED geradezu blass. Obwohl draußen die Sonne schien. Was für eine geniale Möglichkeit, einzelne Objekte, Bilder oder eben auch einen Blumenstrauß hervorzuheben. Weiter ging es mit dem Farbexperiment. Zwei identische Tafeln mit sehr vielen unterschiedliche Farbquadraten wurde links mit neutralweißem und rechts mit warmweißen LED-Licht angestrahlt. Mein Fazit: Kalte Farbtöne wie Blautöne erschienen mir in Neutralweiß klarer und schöner, während warme Orangetöne in Warmweiß viel besser zur Geltung kamen. Damit kann man herrlich spielen und Farbwirkungen erzeugen.
Auch der Vergleich zweier Räume, die über eine Wand einerseits Neutralweiß und andererseits Warmweiß beleuchtet werden, ist sehr interessant. Die Experten raten im Arbeitsbereich zu Neutralweiß, um eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Zu vermeiden sind zu starke Kontraste und zu helles Licht. Ersteres strengt die Augen stark an und letzteres drosselt die Melatoninproduktion im Körper. Melatonin ist ein wichtiges Hormon für den Schlaf-Wach-Rhythmus und für die Krebsabwehr.
Wie erzeugt Erco die verschiedenen Lichtszenarien? Es kommt auf die Linse an. Diese ist für die Lichtverteilung zuständig. Das Unternehmen hat ein eigenes patentiertes Spherolitlinsensystem speziell für die LED-Technologie entwickelt. Diese Linsen sind unterschiedlich gewölbt und je stärker die Wölbung ist, desto breiter wird das Licht gestreut. In Kombination können sehr individuelle Lichtkonzepte entwickelt werden. Wie diese unterschiedliche Lichtverteilung aussieht und wirkt, durfte ich ebenfalls im Showroom erleben. Ein Leuchtpunkt an der Wand, der erst klar und akzentuiert war, entwickelte sich vom Spot zu einem immer größer werdenden, nach außen weich auslaufenden Kreis bis hin zum Oval. Sehr beeindruckend.
Licht muss man erleben. Klick um zu TweetenWer sich für eine LED-Lichtplanung interessiert, dem kann ich nur raten, sich einmal die unterschiedlichen Szenarien vorführen zu lassen. Denn Licht muss erlebt werden. Diese Art, Licht einzusetzen hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Umgang mit Beleuchtung zu tun, bei der man ein paar Lampen gekauft und im Raum verteilt hat. Hier müssen Profis ans Werk, die Erfahrung mit Licht und die nötige Vorstellungskraft haben. Mehr zu Qualitätsunterschieden bei LED-Lampen und welche ein guter Ersatz für die alte Glühbirne sind, gibt es bald hier auf meinem Blog. Ich freue mich, wenn Ihr wieder reinschaut!
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